Nach ein paar weiteren Spaziergängen durch das, was ich jetzt mal Innenstadt nenne, habe ich nun ein besseres Bild von den Umgebungen.
Unterschiede in den Bereichen wirken zuerst subtil, dafür geht es dann recht schnell. Ein einfacher Sprung ist natürlich jener zwischen Little Italy und Chinatown. Ähnlich ist es dann auch mit der Lebenssituation. Wenn man zuerst nur einen Obdachlosen am Gehsteigrand kauern sieht, sind es beim nächsten Block bereits Zehn oder mehr, die ihr Hab und Gut herumkarren. Man merkt auch, ob man eher im Financial District unterwegs ist oder im IT Bereich von SoMa.
Ich habe auch etwas Zeit am Immobilienmarkt im Internet verbracht. Wohnungen mit einem Schlafzimmer sind im Median 2000 Dollar pro Monat Miete wert. Loftwohnungen ab 1500. Die Marktsituation hat schon 2013 Nachrichten gemacht und wird im Trend verfolgt. Es wird auch empfohlen Wohngemeinschaften einzugehen, wo es für deren Suche auch schon eigene Internetseiten und Apps gibt.
Die Frühstück- und Jausenkultur ist wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Neben einem Bus zu stehen, der mit seinem Kaffeeausschank eine lange Warteschlange am Morgen am Gehsteig hat, ist witzig.
An diversen öffentlichen Parkhäuser bin ich auch vorbeigekommen. Betreut durch ein, zwei Personen werden die Autos dort ala Tetris verparkt - gerade mal, dass sie noch nicht aufeinander gestapelt werden. (Ich bezweifle nicht, dass es das auch gibt.)
Alcatraz ist eine spannende Touristenattraktion. Dass die Insel eine Häftlinganstalt war, trifft nur für einen kleinen Teil der modernen Geschichte zu. Zu Beginn diente sie als befestigte Verteidigungsanlage während der Goldgräberphase und zuletzt als politisches Symbol, als sie ende der 60er Jahre für mehrere Monate von Indianer besetzt wurde. Durch den Zellenblock führte eine spannende Audio-Tour über 45 Minuten, erzählt von damaligen Häftlingen und Wärter.
Zur Goldgräberphase auch ein interessantes Detail der Stadt: Durch diese Phase Ende des 19. Jahrhunderts sprang die Bevölkerung von weniger als 500 auf mehrere Zehntausende innerhalb von nur 4 Jahren. San Francisco ist eine sehr junge Stadt - zum Vergleich, zur selben Zeit galt Wien noch als eine Weltmetropole (siehe auch: Weltausstellung) mit über 2 Millionen Einwohner. Für mich erklärt das auch, warum hier überall (um-)gebaut wird. Ob Erdbeben oder Dot-Com Boom, die Stadt passt sich an die neuen Anforderungen in Windeseile an - wenngleich die Wohnsituation hinterherhinkt.
Obwohl ich keine großen IT Veranstaltungen diese Woche gefunden habe, bin ich so nebenbei auf einen kleinen, lokalen Event gleich im zweiten Gebäude neben meinem Hotel gestoßen. Eine Software-Bude hat Jeff Atwood zu Gast, den Mitbegründer von StackOverflow (und anderen Diensten). Seinen Blog verfolge ich nichtmehr so aktiv; mal sehen, welche Gefolgschaft sich da morgen zu der öffentlichen Veranstaltung einfindet.
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